Es begann mit einer Burg am Hinterrhein...
Am 22. September 1967, einem sonnigen Herbsttag, steigt der Archäologiestudent und Burgenfreund FWN zum ersten Mal zur Burgruine Haselstein über Zillis hinauf, deren spärliche Mauerreste unter Haselstauden und Birken verborgen sind. Ein paar Monate später kauft er die Magerwiese mit den Steinhaufen aus Privatbesitz und beginnt mit einer Grabungsbewilligung der Bündner Regierung die dreijährige wissenschaftliche Grabung. Die Bodenforschung lässt die Baukörper der Burg von 1273 gut erkennen und FWN wagt als Projekt experimenteller Archäologie den Wiederaufbau mit dem originalen Steinmaterial aus den geschosshohen Schuttschichten. Dabei lernt er viel über die Arbeitstechniken des 13. Jahrunderts, er findet den Tuffsteinbruch der Burg und kann aus dem Material die Werkstücke von Toren, Fenstern und Kaminen sägen und hauen.
Der Vater der Schweizer
Kunstgeschichte, Professor
Johann Rudolf Rahn,
zeichnete Haselstein am
29. September 1891 in sein
Skizzenbuch
(grafische Sammlung
ZB Zürich)
Nach 34 Jahren sorgfältigen Wiederaufbaues steht die Burg wieder da. Und dient als kulturelles Zentrum der Burgenpflege in Graubünden. Von Haselstein aus werden die Burgenvereine Graubünden und Domleschg gegründet, auf der Burg wohnen bis heute Freiwillige, die auf irgend einer Bündner Burg Erhaltungsarbeit leisten. Auch die Fachkurse „Historisches Mauerwerk“ fürVorgesetzte im Baugewerbe haben hier Unterkunft und Theorielokal. Und 2015 - 2017 kommen Denkmalpfleger der Kantone und aus dem Ausland zu einwöchigen Fachkursen "Sichern von Burgruinen" nach Haselstein, in denen zur Theorie auch praktisch gemauert wird.
Und die Einwohner der Talschaft Schams wissen, dass ihnen die Burgkapelle St. Georg für Hochzeiten und Taufen unentgeltlich zur Verfügung steht, die Burg soll dem Tal und seinen Menschen dienen.
FWN möchte 2001 mit 58 als letzter seines Familienzweiges diesen Kulturbetrieb auch für die Zeit nach seinem Tode sichern. Er hatte 1968 den Verein ARBEITSGRUPPE BURG HASELSTEIN gegründet, der neben Burgen-sicherungen auf Haselstein, Hohenrätien, Obertagstein und Oberjuvalt auch die Gründung des Burgenvereins Graubünden, des Burgenvereins Domleschg und des Verein Pro Fortezza Rohan anregte. 2001 lässt FWN die alte Arbeitsgruppe im neuen Verein PRO CASTELLIS aufgehen mit neuen und erweiterten Statuten. Die bisherige Begrenzung auf den Kanton Graubünden wird aufgegeben, und neben der denkmalpflegerischen Erforschung und Erhaltung wehrhistorischer Baudenkmäler soll auch die geschichtliche Forschung ihren Platz bekommen. Die romanische Kurzformel verleugnet die Herkunft nicht und nennt die Aufgaben:
Erforschung und Erhaltung wehrhistorischer Baudenkmäler vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Unterstützung historischer Forschungsprojekte.
Im Gegensatz zu Stiftungen, die Beiträge an kulturelles Schaffen gewähren, realisiert PRO CASTELLIS eigene Projekte, von denen einige in dieser Präsentation gezeigt werden.
2001 – 2006 überträgt FWN seine Burg Haselstein und seinen ganzen Liegenschaftenbesitz in mehreren Kantonen auf PRO CASTELLIS und sorgt für mit einer Grundfinanzierung für die dauernde Liquidität der Institution. Gleichzeitig findet er unter alten Burgenfreunden das jüngere Team, das seine Kulturarbeit weiterführen wird. Mit 68 zieht sich FWN aus der Leitung zurück und beschränkt sich auf die Realisierung einzelner historischer Projekte.
2009 wird in Benken SG im der umfassend sanierten Festung MÖSLIFLUH, die bis 1990 dem Bundesrat als Lager für die Widerstandsorganisation diente, das erste MUSEUM DES WIDERSTANDES eröffnet. Der Bund leiht dazu die einmaligen Exponate der bis heute fast unbekannten Notstandsmassnahmen des Bundes für den Besetzungsfall.
2010 bis 2013 wird das bisher grösste Kulturprojekt realisiert: Mit einemAufwand von 3.3 Millionen Franken wird unter dem Projektnamen PORTA RHAETICA die Burgruine Juvalt von 1216, die einzigartige mittelalterliche Talsperre, die Panzersperre von 1941 und die Festung Juvalta umfassend gesichert und mit einem Lehrpfad und Rastplatz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Vier eng verzahnte Baudenkmäler von nationaler Bedeutung sind dauerhaft gerettet und dienen dem Publikum. Mehr dazu und einen besonderen Film unter FESTUNGEN...
2015 bis 2017 wird in Gstaad die grosse unterirdische Führungsanlage "SCHWEIZERHOF" umfassend saniert und als MUSÉE RÉSISTANCE SUISSE 1940 - 1990 nach den Vorgaben des Bundes zugänglich gemacht. 2017 durch den langjährigen Chef VBS eingeweiht, dient es auch als Dokumentationsstelle und Archiv der Widerstandsvor-bereitungen des Bundesrates, die im September 1940 in grösster Bedrängnis des Landes ihren Anfang nahmen.
2016 bis 2021 folgt das Grossprojekt KULTURM, bei dem in der einsturzfährdeten Turmruine der Burg Friedau in Zizers Kulturraum entsteht, der für Anlässe gemietet werden kann. Die statisch sehr aufwendige Sicherung und der behindertengerechte Ausbau kosten 3.2 Mio Franken, der Kanton beteiligt sich an den Kosten der Sicherung.
2019 bis 2021 wird die dem Zerfall preisgegebene grösste Passfestung Graubündens, das Infanteriewerk Maloja Kulm, umfassend saniert und der Öffentlichkeit als MUSEO FORTEZZA MALOJA zugänglich gemacht. Der Sanierungsaufwand ohne Museumsgestaltung beläuft sich auf 1.1 Mio Franken, der Kanton leistet daran einen Beitrag von 220'000 Franken, der Bund von 100'000 Franken.
2020 unterhält PRO CASTELLIS in den Kantonen Graubünden, Sankt Gallen, Glarus, Schwyz, Zürich und Bern über 70 wehrhistorische Baudenkmäler, die meisten davon mit nationaler Bedeutung.
Im Kanton Schwyz hat PRO CASTELLIS ihren Sitz und ihr Sekretariat, fünf Liegenschaften liefern mit ihren Mieterträgen die Mittel für die Kulturprojekte.
Seit 2001 wurde PRO CASTELLIS durch Verfügungen von sieben Kantonen der gemeinnützige Charakter attestiert: Graubünden, Schwyz, St.Gallen, Glarus, Zürich, Aargau und Bern. Spenden an die Kulturprojekte sind bis zu 20% des steuerbaren Einkommens in allen Kantonen steuerlich abzugsberechtigt.
MIGROSBANK Zürich, Konto PRO CASTELLIS 8806 Bäch IBAN CH67 0840 1016 1131 2210 1