Seit zwanzig Jahren sind Mittelalterfeste in Mode gekommen. Die meisten solchen Anlässe sind als rein kommerzielle und spektakuläre Shows aufgezogen, die Bezeichnung „Mittelalterspektakel“ sagt es. Berufsmässige Stuntmen lassen sich in schepperndem Blech im Turnier vom Pferd fallen, knallige heutige Farben, Musik aus Verstärkerboxen und massenhaft Verkaufsstände von Utensilien, die mit dem realen Mittelalter wenig gemein haben. Mit fliessenden Übergängen zu Plasticspielzeug und Fantasy-Vorbildern.
Die Domleschger Burgentage haben ganz andere Gruppen ausgewählt: Es sind Darsteller, die sich akribisch um die Annäherung an eine bestimmte Zeit bemühen. Sie orientieren sich an archäologischen Funden, Museumsexponaten, Textquellen und historischen Abbildungen. Auf diese Art und Weise ergänzen und verbessern sie konstant ihre Darstellung und Ausrüstung. Ziel ist es, das Wissen über das Alltagsleben im 12. bis 15. Jahrhundert laufend zu aktualisieren und zu vertiefen: Kreuzritter, eine Reisegruppe des 13. Jahrhunderts, ein Ritter mit Gefolge, ein Söldnerhaufen und eine Bündner Artilleriegruppe der Festung Misox im Schwabenkrieg.
Und dazu viel altes Handwerk: Der Talger kocht Tierfett für Talglichter, der Ziegler von Präz schlägt Lehm in die Ziegelform seiner Biberschwanzziegel, der Töpfer Pepin dreht mit seinen Füssen die Scheibe, auf der unter seinen Händen mittelalterliche Krüge und Trinkgefässe wachsen. Es wird gesponnen, auf der Wippdrehbank gedrechselt und in zwei Schmiedeessen wird das Feuer durch grosse Blasbälge angefacht.
Der Entscheid, auf Kommerz und Spektakel zu verzichten, und unsere Darsteller nach museumspägagogischen Gesichtspunkten auszuwählen, ist uns leicht gefallen. Aber der Verzicht auf Kommerz hat natürlich seinen Preis: Auch bei bestem Wetter und hohem Besucherinteresse wird ein sehr hohes Defizit resultieren. Darum ist die Organisation der Domleschger Burgentage für jede Art der Unterstützung dankbar. Es wäre ja schön, wenn wir 2015 zu den zweiten Burgentagen einladen könnten...